Dienstag, 10. Februar 2015

Artur Ziegenhagen und die EIBA

Artur Ziegenhagen von der EIBA war so eine Art Eminenz, die im Hintergrund ihre wohlwollenden Fäden für das Offene Jugendzentrum und für die Jugendlichen wob.

In der Geschichte des Juzet finden sich zahlreiche Fundstellen mit Artur:

  • 17.10.1973 wurde Artur auf der Gründungsversammlung des Vereins Offenes Jugendzentrum e.V. zum Beisitzer gewählt.
  • 15.1.1975 erfolgte seine Wahl zum stellvertretender Vorsitzenden 
  • 19.-21.12.1975 war er Mitglied des Vorbereitungsteams für das 3.Oberfrankentreffen der Jugendzentren
  • Frühjahr 1976 veranstaltete Artur ein Filmseminar (siehe unten) 
  • 18.6.1978 Brief an Dr.Holzschuher 
  • 26.6.1978 Leserbrief an den Nordbayerischen Kurier 
  • 25.2.1979 referierte Artur vor dem SPD-Parteiausschuss 
  • 28.9.1979 Am Modellversuch scheiden sich die Geister. Oberbürgermeister Wild: "Ich habe große Hochachtung vor Artur Ziegenhagen. Er hat das Offene Jugendzentrum praktisch gerettet und eine Arbeit geleistet, die für einen Teil unserer Jugend viel Gutes bewirkt hat." 
  • 24.-26.10.1980 EIBA Seminar "Mitbestimmung - Selbstverwaltung" (das war dann schon unter Harry Imhofs Ägide)

In der WIR 1976-03 findet sich ab Seite 13 ein Bericht von Werner Wirth über ein von Artur und der EIBA im Frühjahr 1976 veranstaltetes Medienseminar. Es war ein unvergessliches Wochenende. Der folgende Text ist leicht gekürzt dem WIR-Artikel entnommen:

JUGENDARBEIT IN OBERFRANKEN, Evangelische Industrie- und Berufsschularbeit (EIBA) 

"Nicht nur anschauen, sondern selber machen !"
Wochenendseminar mit Chris Stelzer, Fachberater für Medienpädagogik

Dieses Seminar fand im Frühjahr statt. Artur Ziegenhagen aus Bayreuth, der für die EIBA in Oberfranken verantwortlich zeichnet, wollte es eigentlich im Haus der Einkehr in Himmelkron durchführen, aber irgendetwas war bei der Terminplanung schiefgelaufen und so wich man, um nicht ganz absagen zu müssen, kurzfristig ins Jugendheim der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Faßmannsreuth bei Rehau aus. Die Veranstalter befürchteten zwar, daß nun nicht mehr alle, die sich angemeldet hatten, kommen würden, aber sie hatten sich geirrt. Wagen mit ziemlich allen in Oberfranken vorkommenden Kennzeichen irrten durch die Wälder rings um das verschlafene Grenzdorf, und irgendwie schafften es doch alle, das einstige Zollhaus, das seit einigen Jahren den stolzen Namen Jugendheim führt, zu finden.

wichtige Besprechung einer Filmgruppe
Der Begriff "Seminar zum Selbermachen " hatte nun plötzlich einen völlig neuen Sinn bekommen. Bezog er sich ursprünglich nur auf Zeichentrickfilme und Videobänder, so waren nun plötzlich auch das Überziehen der Betten, das Zubereiten der Mahlzeiten und – besonders schrecklich - das Abspülen mit inbegriffen. Nun ja, geschadet hat es bestimmt niemandem, und beschwert hat sich auch keiner. Und wenn einer versuchte, vorsichtig Kritik zu üben, erklärte ihm Artur Ziegenhagen gelassen: "Dafür kannst Du hier auch lauter schreien als in Himmelkron."

Trotz der eingehenden Beschäftigung mit der Hausarbeit blieb noch genug Zeit, um sich den Aktivitäten zu widmen, die im Rahmen des Seminars vorgesehen waren. Vier Arbeitsgruppen waren gebildet worden, und jeder konnte an zweien davon teiInehmen. So galt es zum Beispiel, auf belichtetes Dia-FiIm-Material eine Diageschichte zu ritzen. Hier war es besonders erstaunlich, wieviel Kreativität und Ideenreichtum die einzelnen Teilnehmer entfalteten. Die Entwicklung von einem Käfer, der fliegen kann, bis zu einem Käfer, der auf vier Rädern fährt, wurde dargestellt, oder es entstand zum Beispiel eine Illustration zu dem Hesse-Gedicht "Ein Ei ist die Welt - wer geboren wird, muß eine Welt zerstören".

Glückliche Selbstversorger
Eine andere Gruppe stellte – mit unbeschichtetem 8-mm Filmmaterial und Filzschreiber - einen eigenen Zeichentrickfilm her. Zwar gab es manchmal erstaunte Gesichter, als das Produkt künstlerischer Anstrengungen dann über die Leinwand flimmerte, aber das Prinzip, nach dem gezeichnete Bilder in Bewegung umgesetzt werden, dürfte jedem Teilnehmer klar geworden sein.

Weit weniger sinnvoll erschien manchem Seminarteilnehmer der Tesafilm-Film. Hier werden durch Aufdrücken von durchsichtiger Klebefolie aus Illustrierten und Zeitungen Bilder und Schlagzeilen entnommen , die dann völlig neue Sinnzusammenhänge ergeben. Was für Chris Stelzer wohl eine Art Symbol für die oft verlogenen Sinnzusammenhänge in der Werbung sein soll, wird von anderen Leuten wohl eher als nette Kindergartenbeschäftigung betrachtet.

Zweifellos der Höhepunkt des Seminars war allerdings die Arbeit mit dem Video-Rekorder, also mit einem Gerät, das Bild und Ton auf Band aufnimmt, wobei das Ganze dann über ein Fernsehgerät abgespielt werden kann. Beim Seminar konnte also jeder seinen eigenen Fernsehfilm drehen, und es entstanden auch ein paar ganz nette Filme. Da sah man bei der abendlichen Vorführung zum Beispiel einen Sturm auf einen Jägerstand oder auch eine Gruppe von Leuten, die sich alle so aufzuführen versuchten, als seien sie Tarzan.

>>> WIR 1976-03
>>> Geschichte des Juzet mit zahlreichen Fundstellen zu Artur
>>> EIBA, heute EJSA (Evangelische Jugendsozialarbeit)

(Artur wird hoffentlich zur Revival-Party kommen!)

Nachtrag 19.4.2015:
zufällig bin ich gestern über einige Originalfotos von dem beschriebenen Seminar gestolpert,


3 Kommentare:

  1. 24.-26.10.1980 EIBA Seminar "Mitbestimmung - Selbstverwaltung" ..... da war Arthur Ziegenhagen schon nicht mehr in Bayreuth.... vorm Veröffentlichen sollte man die Seminarausschreibung LESEN.

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    1. Ist nun korrigiert!
      Dass man vor dem Veröffentlichen LESEN sollte, war mir bisher völlig unbekannt. Ich werde das in meinen zukünftigen Erfahrungsschatz aufnehmen ;-)

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    2. Oh ja, auf diesem Seminar war ich auch !
      Ich kann mich auch noch an eine legendäre Silvesterfeier am gleichen Ort (Niemandsland, mitten im Wald) erinnern. Artur braute seine legendäre Feuerzangenbowle (mit Tabasco !! und etwas Knoblauch) und alle wunderten sich weil das Zeug immer noch im Mund brannte obwohl es schon abgekühlt war... Ach ja..! Grüße, Andrea

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